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  • Nachtrag zur MSR Zeit

    Ich schrieb bei meinem MSR Bericht, dass meine reine Fahrtzeit 9h irgendwas betrug, und die Gesamtzeit unter 13h lag, dass aber ja nur die 9h zählen würden…

    Ich habe mittlerweile gelernt, dass es beim Brevetfahren genau anders herum ist. Es geht darum die Gesamtzeit minimal zu halten und die Pausen entsprechend kurz zu machen.

    Also: Wieder was gelernt 😉

    → 10:58 PM, Jun 9
  • 300km — Die Mecklenburger Seen Runde

    Mein sportliches Highlight diese Saison stand relativ früh an: Die Mecklenburger Seen Runde. Länge 300 km, 2000 Höhenmeter. Wobei gleich zu Beginn eine kleine Relativierung: Die Strecke betrug „nur“ 297 km, da zwei Baustellen auf der ursprünglichen Strecke zu Änderungen führten. Und damit zu einer Verkürzung. Aber das störte mich nicht groß, hatte ich doch von meiner Unterkunft noch eine Anfahrt von 22 km zum Start zu absolvieren.

    Anfahrt

    Der Wecker klingelte um 03 Uhr. Also vermutlich! Ich kann mich nicht erinnern ihn gehört und ausgeschaltet zu haben. Das merkte ich jedenfalls um 03:05 Uhr, als der zweite (!) Wecker klingelte. Man, was hätte ich mich geärgert, wenn ich das verpennt hätte.

    Also schnell anziehen, die obligatorische Schale Müsli (mein regelmäßiges Frühstück vor meinen Early Bird Rides) auf dem Toilettendeckel sitzend einnehmen (unsere Unterkunft war in der Küchenzeile etwas spärlich ausgestattet—nächstes Jahr würde was anderes gebucht!), und mental etwas vorbereiten.

    Meine Startzeit war 05:50 Uhr und ich wollte ca. 05:15 Uhr vor Ort sein. Dort warteten noch zwei halbe Brötchen und ein Kaffee auf mich. Außerdem mag ich es entspannt Zeit zu haben und schlafe dafür lieber etwas weniger…

    22 km Weg mit einer entspannten Warm-up Geschwindigkeit und dem gelegentlichen Stop für ein Foto, ließen mich um 04:00 Uhr das Haus verlassen. Es gab ja nun zwar keine Sitzmöbel in der Küche, dafür aber einen ca. 800m langen Weg durch den Wald, zur asphaltierten Straße. Und fester Waldboden war noch der beste Belag, den der Weg zu bieten hatte. Zwischen losem Gestein, feinem Sand und Waldboden pendelte es hin und her. Ich schob also längere Abschnitte mein Rad neben mir, und versuchte die Cleats halbwegs sauber zu halten. Ich hatte mir zwei Tage zuvor meine erste Rapha Jacke gekauft, um für eventuellen Regen vorbereitet zu sein: Eine blaue Core Rain Jacket. Die zog ich mir über um wenigstens etwas Wärme zu speichern—und wegen der Mücken!

    Lief super und ich war heilfroh, sie dabei zu haben. Kleine Vorschau: Es regnete (bei mir) während der Tour nicht. Aber selbst während der Warm-Up Fahrt zum Start schwitzte ich nicht unangenehm unter der Jacke. Also wirklich eine klare Empfehlung!

    Die Anfahrt selbst war magisch. Es waberte viel Nebel über die Felder, welchen der Wind manchmal vor mir über die Straße pustete. Dazu absolute Stille und ein Sonnenaufgang über den Wäldern. Reiher auf den Feldern, quakende Frösche im See, jagende Katzen und ein Storch am Dorfteich. Natur pur!

    Ich hatte mich dazu entschieden Licht ans Rad zu nehmen, das war gut. Die Sonne brauchte noch eine Weile, und ich war so in der Lage das eine oder andere Schlagloch zu umkurven.

    Das ist der letzte Teil des Waldweges zur Straße.

    Der Start

    Beim Sattelfest der MSR konnte ich dann mein zweites Frühstück (waren 300 km, da darf man das 😇) essen. Und halt so die Dinge tun, die später auf dem Rad zu kurz kommen 😜 .

    Dann schob ich mein Rad zum Start. Helfer in Bundeswehruniformen führten die Vorstartkontrollen durch (Biste Nachtstarter; Haste Licht? Hattu Helm? usw.)

    Ich machte nun meinen ersten Anfängerfehler. Ich hatte mir die Startnummer aufs Trikot geheftet. Und meine Raphajacke drüber gezogen. Was macht also Noob-Holger um regelkonform zu sein? Korrekt: Er zieht leicht angeschwitzt bei ca. 8°C die Jacke aus und friert sich den Arsch ab 🤦‍♂️. Aber hey, man konnte meine Startnummer sehen! Im Startbereich selbst sah ich dann, durchaus bereits kräftig bibbernd 🤷‍♂️, andere Starter bei denen die Nummer auch nicht sichtbar war. Also: Jacke wieder drüber. Aber du kannst dir vermutlich vorstellen wieviel das adhoc hilft bei 8° und Müdigkeit. Nunja, nach ca. 1,6 km kam dann ein 8% Anstieg (noch in Neubrandenburg) der mir half warm zu werden. Kurz danach rollte mein Startblock dann noch an Gerald Hildebrandt und Stefan Meißner vorbei, die ihrerseits zum Start anfuhren. Gerald und ich sahen uns kurz und ich rief noch ein „Hey!“ (mit einer gedanklich winkenden Hand), dann war er schon vorbei. (Er nannte seine MSR selbst dann später „langsam geht nicht“ 😅).

    Bevor wir weiterfahren aber nochmal kurz zurück zum Start. Dort wartend passierte etwas durchaus Unerwartetes und leicht Aufregendes: Der erste Finisher kam an. Wenn ich den Namen richtig verstand war es Michael Müller (nicht zu verwechseln mit dem Berliner Bürgermeister, der hier war schneller?!). Er war auch im Vorjahr bereit der Erste. Er startete vermutlich um 20Uhr am Freitag. Auf jeden Fall kam er um ~05:50 an. Crazy. Seine Frau und kleine Tochter warteten im Zielbereich auf ihn. Ich fragte mich noch warum die Frau und die Kleine so früh dort rumstehen mussten—war doch kein offensichtlicher Familienangehöriger in unmittelbarer Nähe. Nun sie gehörten zu Michael, der nach der Ankunft erstmal seine kleine Tochter auf den Arm nahm.

    Bis zum ersten Depot.

    Hey, endlich fahren wir! Genug gequatscht!

    Ich entscheide mich für entspannte 25-28km/h über die rollenden Hügel und mit vielen weiteren Startern. Mein Block hatte so ungefähr 150 Starter. Einige zogen ab, viele fuhren in Gruppen, ich kannte ja die ersten 22km dank meiner Anfahrt und konnte also ganz angenehm lostrudeln.

    Unterwegs hörte ich ein fieses Quitschen/Rattern/Schleifen. Erster Schreck abgewehrt, es kommt nicht von mir! Aber was ist das für ein gemeiner Ton in der Stille in dieser Früh? Stellt sich raus, jemandem war am Vortag am Plastikteil an der Unterseite des Tretlagers in welchem die Bowdenzüge entlanglaufen, etwas abgebrochen. Und nun schliffen die Züge direkt auf dem Tretlager. So zumindest seine Selbsteinschätzung. Er wollte so zu Ende fahren. Ich sah und hörte ihn später nimmer. Aber ich musste an Nils denken, der in den letzten Monaten komplett auf SRAM eTap umgerüstet hatte…

    Bei Kilometer 25 überholte ich eine kleine Truppe, die mir fragend hinterher riefen, wieviel KM wohl auf meinem Tacho stünden? Sie hätten sich verfahren gehabt und wären nun schon bei 39… 😝 Auch sie knackten also die 300, Glückwunsch 😉

    Sie hängten sich dann etwas unerwarteter Weise an mein Hinterrad und blieben dort bis Feldberg (KM 40). Fand ich etwas eigenartig, so ohne Worte und natürlich auch ohne Führungsarbeit…

    Bis zum zweiten Depot

    In Feldberg ließen sich die ersten massieren, man konnte zu Scooter dancen 🤢 und die Reserven auffüllen. Ich nahm mir zum Ziel zu jedem Depot mind. eine Flasche geleert zu haben. Also füllte ich sie!

    Es ging weiter.

    Kurz nach dem Depot traf ich auf eine andere Truppe und zog mit ihnen 20km mit, bei ca. 33-38 km/h. Nach 20 km wollte ich dann aber doch wieder etwas rausnehmen, da der Kurs hügeliger war als ich es gewohnt war und ich die verbleibende Strecke noch nicht einschätzen konnte…

    Bei KM 68 überholten mich Gerald und Stefan zusammen mit zwei anderen Fahrern. Ich selbst war so mit ~30 unterwegs. Sie rauschten vorbei!

    Danach kam Neustrelitz, mit einer „interessanten“ Splitpassage und den ersten Ampelstopps. Auch gab es einen feinen Kreisverkehr komplett mit Pflaster. Ruppelruppelruppel.

    Positiv war, dass ein sehr gefährliches Stück Straße auf welchem Schienen verliefen, abgesperrt war und man sicher auf dem verbliebenden Stück Straße fahren konnte. Generell waren vor jeder Einengung oder schlecht einsehbaren Abschnitten große Warntafeln aufgestellt. Ich vermute, dass auch deshalb die (durch mich wahrgenommene) Anzahl von Unfällen 0 betrug.

    Reifenpannen gab es allerdings einige. Ich fuhr an einem älteren Herren vorbei (noch relativ nah am Start, evt. 30km) der meinte er hätte bereits 3 Schläuche verbraucht. Was geht da ab?!

    Das dritte Depot

    Leicht abschüssig an einem See gelegen, auf einem Campingplatz. Mit richtigen Toilettenwagen mit Seife etc. (🚽👌☺️) und guter Verpflegung. Ich war nun bei ca. KM 95?

    Die 100 machte ich in Canow voll, und es war ein eigenartiges Gefühl zu wissen, dass das erst ein Drittel der Strecke war (ich hatte die Anfahrt separat getrackt).

    Es ging weiter durch tolle Natur, an euphorischen Zuschauern vorbei, mit kurzen Gleis-Schranken-Stopps und entspanntem Rollen bei ca. 28km/h.

    Ab KM 150 zu siebt

    Nach dem vierten Depot fuhr ich, frisch aufgetankt mit leckeren Nudeln, ca. 30-33 km/h als ich auf eine Gruppe traf. Sie fuhren nur ein ganz klein wenig langsamer als ich, aber bremsen wollte ich auch nicht. Also zog ich, wie so oft an diesem Tag, vorbei und beachtete sie nicht weiter. Keine zwei Kuppen später kamen sie aber wieder an mir vorbei. Wieder in etwa diesem Tempo wie ich selbst.

    Irgendwie hängte ich mich dann hintendran. Nachdem ich merkte, dass das Tempo für mich gut funktionierte, sprach ich mich dann kurz mit ihnen ab. Sie waren nach meinem kurzen „Ausbruchsversuch“ wohl die ganze Zeit direkt hinter mir. Ich hatte sie nur nicht bemerkt. Nun fuhren wir also gemeinsam und machten belgische Kreisel und andere Spielereien.

    Wir blieben in dieser Gruppe bis zum Ende. Es war sehr tolles Fahren. Danke Tobias, Stefan, Volkhardt, Klaus und den beiden anderen, deren Namen ich nicht weiß 😇!

    Oder doch allein weiter?

    Beim Depot bei KM 229 entschloss ich mich, mir eine der kostenlosen Massagen zu gönnen und die Beine kneten zu lassen (ich dachte mir, warum nicht!?). Ich sprach das allerdings nicht mit dem Team ab… Zusammen mit dem Umstand, dass ich es in der Anfahrt zu diesem Depot als Führender „etwas“ übertrieb (in Berlin sagen manche dazu „gruppendynamisch“ 😂 => 40+) und sie mich durch die Massage nicht finden konnten, stand mein Rad nun plötzlich allein an die Wand gelehnt 😢.

    Nungut. Frisch massiert, betankt mit Schoki und Obstsalat machte ich mich auf den Weg. Ich dachte mir, dass ich—wenn ich nen 35+er Schnitt fahre—letztendlich wieder auf sie treffen müsste. Und dann könnte ich mich ja irgendwann in der Gruppe auch wieder etwas ausruhen. Gesagt, getan. Nach ein paar KM traf ich sie dann wieder. Sie waren etwas überrascht, freuten sich aber. Wir einigten uns nun etwas piano zu machen und alles war gut.

    Das Ende

    Die Fahrt ging wirklich gut weiter. Druckschmerzen an den Fußballen hörten nach kurzer Entlastung im Depot oder Drosselung des Tempos immer wieder auf, und wir fuhren wunderbar weiter. Die Führungsarbeit wurde geteilt, die Tempoabsprachen klappten und es rollte gemeinsam.

    Das letzte Depot ließen wir aus und der Drang zum Ziel wuchs. Es warteten allerdings noch einige Hügel mit 6-8%. Aber runter kann man ja rollen lassen und entspannen 😎.

    Die Einfahrt im Kulturpark war dann Slalom durch Passanten. Das fand ich grenzwertig und der einzige echte Kritikpunkt am Event. Eine sehr spannende, steile Brücke wartete noch im Kulturpark, bei der Abfahrt dort hatte ich kurz Schmetterlinge im Bauch. So steil ging es dort runter. Und dann war man auch schon im Ziel. Dort gab es eine Medaille, und den verdienten Finisherkuss durch meine Frau (nur für mich!).

    Dort lernte ich dann auch, dass die Zeitnahme, aufgrund der Passantensituation im Park, schon ein paar KM weiter vorn gewesen war? Ich habe sie mental verpasst. Mein Transponder allerdings glücklicherweise nicht. Nettozeit war also irgendwas mit 10h 19m. Bruttozeit war knapp um 13h. Bei den Pausen kann man also noch einmal deutlich einsparen. Aber letztendlich zählt, wenn überhaupt, ja nur die Nettozeit. Da wäre dann beim nächsten Mal das Ziel unter 9,5h zu bleiben. Man braucht ja Ziele. Aber dann auch gern mit Team vom Start weg. Dann klappt das sicher!

    Technik

    Gefahren bin ich mein Canyon Endurace CF 9.0 mit Conti GP 4000 SII. Völlig ohne Probleme oder Defekten. Perfekt.

    Getrackt habe ich mit dem Wahoo Elemnt, den ich zwischendurch mit Hilfe einer noname Powerbank aufludt—auch während der Fahrt. Danke für den Tipp an Friedel Ko!

    Mein Rad hatte ich auf dem Oberrohr mit der entsprechenden Tasche von Kristin von Gramm Tourpacking bestückt. Ich werde für längere Abenteuer dann auch die anderen Taschen von ihr kaufen. Zum Beispiel die Rahmentasche, die auf Maß gefertigt wird. Superbe Qualität und dezentes Design. Ein Traum.

    Danke fürs Lesen! Bis zur nächsten FAR oder Early Bird!

    → 10:10 AM, Jun 1
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